Elektromobilität: Das Aus für den Campingurlaub?

Camping Urlaub mit dem Elektro-Auto. Macht das Sinn?

Wohnwagen mit Elektroauto: geht das?

Ist ein E-Auto eine Alternative zum Diesel bzw. Benziner? Wie sieht es im Moment mit der Reichweite und Zugkraft von Elektro angetriebenen Fahrzeugen aus, muss unser geliebter Wohnwagen oder Caravan demnächst zu Hause bleiben oder welche Reise- Ladezeiten muss ich zukünftig einplanen. Wie sieht die Zukunft der Verbrenner aus?

Diese Fragen wollen wir in diesem Beitrag ein wenig durchleuchten und Antworten finden.

Seit langen geht die Angst um, das moderne Autos immer weniger Anhängelast haben werden, ist das tatsächlich so und warum oder woher kommt diese Angst.

Alles hängt hier irgendwie mit den Abgasgrenzwerten zusammen. In der Vergangenheit gab es bei vielen Herstellern das sogenannte Downsizing, also der Versuch, mit immer kleineren Hubräumen bessere Abgasgrenzwerte zu erreichen. Daraus resultierend stellt sich dann natürlich die Frage, weniger Leistung, weniger Drehmoment gleich weniger Anhängelast?

In der Caravaning-Branche stellte man sich  die Frage, können diese Autos einen ausgewachsenen Caravan überhaupt oder weit genug ziehen. Müssen gar die Caravans zukünftig wesentlich kleiner oder in Leichtbauweise gebaut werden.

Zu allem Überfluss ist durch Abgas-Tricksereien auch noch der Lieblingsantrieb aller Caravaner in Verruf geraten, Diesel-Fahrverbote haben den Restwert älterer Diesel von heute auf morgen in sich zusammenfallen lassen. Hinzu kommt dann noch das Thema E-Mobilität.

Als Antwort auf die obigen Fragen im Bereich der Verbrenner kann man trotz Downsizing und Einhaltung der Abgasgrenzwerte sagen, dass die Fahrzeuge dadurch  kaum Einbußen in Ihren Anhängelasten erhielten. Teilweise wurden diese sogar noch erhöht.

Beispiele hierfür in nachfolgender Tabelle:

HerstellerBaureiheLeistung
PS/KW
Anhängelast  kg
AUDIA4 TDI163/1201700
AUDIA6 TDI  /
Avant /
Allrad
235/1732000
BMWX3
Vierzylinder
Diesel
 2400
BMW530 Touring286/2102000
FORD2.0 TDCI
Mondeo
150/1101800
FORD2.0 TDCI
Mondeo
Allrad/Automatik
150/1102200
MERCEDESGLC  SUV190/1402800
MERCEDES220 CDI197/1452100
OPELInsignia
Kombi Sports-Tourer
174/1281900
VWTiguan150/1102200-2500
VWPassat TDI mit DSG190/1402000
HYUNDAITucson 2200
KIASorento 2500
MAZDA5 Diesel 1800
TOYOTARAV4 nur Hybrid 800
MITSUBISHIOutländer, Benzin 1600
SUBARUForester,
Benzin
 1840
Aktuelle Diesel- und Benzinfahrzeuge mit Anhängelasten (Quelle: ADAC e.V.)

Diesel und Benziner bleiben erste Wahl für den Campingurlaub

Gibt es auf absehbare Zeit noch Diesel- und Verbrennungsmotoren und was passiert bei reiner E-Mobilität?

Um die immer strengeren Abgasnormen zu erfüllen sind durch Downsizing die Hubräume vieler Motoren geschrumpft. Wie sind die Auswirkungen auf die Eignung als Zugwagen und geht die Entwicklung noch weiter?

Die Ära des extremen Downsizing ist vorbei, der Hubraum ist teilweise sogar wieder gewachsen. Mit dem bisher effektiven NEFZ-Messverfahren sind kleine Motoren wirtschaftlicher. Doch um aus einem kleinen Motor viel Leistung und Drehmoment herauszuholen, war und ist ein enormer Aufwand nötig. Selbst mit dem Einsatz eines kleinen Elektromotors zum Ziehen des Wohnwagens ist die Sparsamkeit bald vorbei. Im neuen WLTP-Messzyklus wird der Verbrauch im realen, schnelleren Fahren ermittelt und hubraumstärkere Motoren haben hier ihren Vorteil.

Diesel und Benziner bleiben erste Wahl für den Camping Urlaub.

Viele Hersteller setzen hier auf das sogenannte „Ein-Motor Prinzip“ , dadurch lassen sich Kosten in der Herstellung und Entwicklung sparen, die dann wiederum in aufwendige Systeme für die Abgasreinigung investiert werden. Die unterschiedlichen Leistungen erreicht man dann durch entsprechende Elektronik und zusätzliche Turbolader.

Der Diesel steht am Pranger. Gleichzeitig ist er gerade im Zugbetrieb sparsamer als jeder Benziner. Aber er hat noch eine Zukunft, da er sauberer denn je ist. Moderne Diesel liegen oft unter der aktuellen Euro-6d-Grenze. Durch die aufwendige Abgasreinigung sind die Anschaffungskosten von Dieselmotoren jedoch höher als bei vergleichbaren Ottomotoren. Auch die Wartungskosten sind höher.

Allerdings sollte man sich immer überlegen, ob die jährliche Fahrleistung ausreichend ist, denn ein Diesel rentiert sich wegen der hohen Anschaffungskosten erst ab ca. 200.000 KM. Bei geringeren Kilometern ist es manchmal günstiger, für die 2-3 maligen Urlaubsfahrten mit den Caravan ein Fahrzeug mit Otto-Motor anzuschaffen.

Die vom Staat geförderten E-Fahrzeuge sind im Moment nicht immer eine entsprechende Alternative für das Transportieren oder dem Ziehen von Wohnwagen, wenn es um die  Kombination aus Reichweite, Transportnutzen und Geschwindigkeit geht. Auch hat nicht jeder Caravan-Besitzer ein Eigenheim oder Wohnung im Erdgeschoss, wenn es um das Laden dieser Fahrzeuge geht.

Daher wird der Diesel und der Verbrennungsmotor noch eine ganze Weile erhalten bleiben, auch wenn die Entwicklung in Bezug auf Reichweite, Ladegeschwindigkeiten und Anhängelasten bei den Elektrofahrzeugen kontinuierlich verbessert und ausgebaut wird.

Aktuelle E-Fahrzeuge und deren Anhängelasten

Schon heute gibt es einige Hersteller von E-Autos die entsprechende Anhängelasten für Ihre Fahrzeuge ausweisen, die als Zugmaschine für Caravans eingesetzt werden können.

Grundsätzlich gilt hierbei aber auch, je größer und schwerer ein Auto, (meist auch wesentlich teurer), desto mehr Last kann angehängt werden. Betrachtet man nachstehende Tabelle, dann ist schnell erkennbar, welche Hersteller und Fahrzeuge hier adäquate Anhängelasten ausweisen.

Bei einem durchschnittlichen Gewicht von 1150 Kg wird es da bei vielen Herstellern und Fahrzeugen sehr eng, bzw.  geht es nicht.

HerstellerBaureiheAnhängelast gebremst in kgAnhängelast ungebremst in kgStützlast in kgDachlast in kgPreis ab in €
Audie-tron / Sportback1800750807569.100
AudiQ4 e-tron / Sportback1000750757541.900
AudiQ4 e-tron quattro / Sportback quattro1200750757550.900
BMWi41600750757558.300
BMWiX25007501007577.300
BMWiX37507507510067.300
Citroene-Berlingo7507505010036.590
Citroene-Jumpy Kombi / Kastenwagen10007506049.080
Citroene-Spacetourer10007506050.880
FordMustang Mach-E75075030n. b.46.900
HyundaiIONIQ 5 (58 kWh)7507501008041.900
HyundaiIONIQ 5 (72,6 kWh)16007501008045.100
HyundaiKona Elektro (64 kWh)3003001008041.850
Jaguari-Pace750750457577.300
KIAEV6 (58 kWh)750750n. b.n. b.44.990
KIAEV6 (77,4 kWh)1600750n. b.n. b.54.990
MercedesEQA750750807547.541
MercedesEQA 4MATIC1800750807553.538
MercedesEQC1800750727571.281
MercedesEQS75075075100106.374
MGMarvel R750750n. b.75n.b.
MGMG5500500n. b.75n.b.
MGZS EV500500n.b.7533.395
Nissane-NV2004504507510031.706
OpelCombo-e7507505010038.100
OpelVivaro-e10007506049.623
OpelZafira-e10007506056.700
Peugeote-Expert10007506049.080
Peugeote-Rifter7507505010037.590
Peugeote-Traveller10007506050.880
Polestar21500750907545.500
RenaultKangoo322 – 275322 – 2757510035.605
SkodaEnyaq iV 60 / iV 801000750757538.850
SkodaEnyaq iV 80X 1200750757547.000
TeslaModel 3 Standard/Long Range Plus10007501006839.990
TeslaModel X Maximum Range/Plaid2268n. b.n. b.105.990
TeslaModel Y Maximum Range AWD1600n. b.n. b.n. b.59.990
ToyotaProace Electric Verso10007506058.530
VolvoC40 Recharge Pure Electric1800750907559.250
VolvoXC40 Recharge Pure Electric 18007501007562.000
VWID.4 (ab 12/20)1000750757537.415
VWID.4 GTX 4MOTION1200750757550.415
Aktuelle E-Fahrzeuge mit Anhängelasten (Quelle: ADAC e.V.)

Halbe Reichweite bei Elektroauto mit Wohnwagen

Bei einem Elektro-Fahrzeug mit schwerem Wohnwagen erhöht sich selbstverständlich der Stromverbrauch und somit verringert sich die Reichweite. Genau wie beim Verbrennungsmotor, sich die Reichweite durch den erhöhten Treibstoffbedarf verringert.

Im Gegensatz zu den Verbrennern, wo ich auf ein ausgedehntes Tankstellennetz und einer Betankungszeit von ca. 10 Minuten die Reisezeit nicht wesentlich erhöhe, stellt sich das bei den E-Autos schon ganz anders dar.

Bei einem Elektro-Fahrzeug mit schwerem Wohnwagen erhöht sich selbstverständlich der Stromverbrauch und somit verringer sich auch die Reichweite.

Ein wesentlicher Nachteil, vor allem in Bezug der geringen Reichweiten ist die noch immer unzureichende Lade-Infrastruktur. Es gibt noch zu wenig Ladestationen und vor allem das Thema  Schnelllade-Stationen spielt hier eine große Rolle. Wo bei einer Schnelllade-Station ca. eine halbe Stunde für das Laden benötigt wird, da kann es an herkömmlichen Anschlüssen schnell auf ein paar Stunden anwachsen.

Die tatsächliche durchschnittliche Reichweite von E-Autos liegt heute bei ca. 200 KM, rechnet man nun  die um  ca. 50% verringerte Reichweite durch den angehängten Caravan, dann müsste hier die Urlaubsfahrt alle 100 Km, für eine mindesten 30 Minütige Ladezeit unterbrochen werden.

Rechnet man nun eine 1000 Km weite Anreise, bei optimalen Bedingungen die Reisezeit aus, dann wären es im Gegensatz zum Verbrenner alleine 4,5 h mehr an Reisezeit.

Hinzukommt dann aber noch, dass nicht jede Ladestation an den Tankstellen so aufgebaut ist, dass dort mehrere Fahrzeuge mit Wohnwagen gleichzeitig geladen werden können. Fakt ist, die Ladesäulen aber auch Ladeanschlüssen an den Fahrzeugen, sind teilweise so angeordnet, dass erst der Wohnwagen abgekoppelt werden muss und dann nur der PKW an die Ladestation geparkt wird. Ansonsten würde ein Gespann alle anderen Ladestationen blockieren.

Wer also Caravaning mit dem E-Auto betreiben will, sollte einige Punkte beachten. Das Fahrzeug sollte eine große Reichweite/Akku-Kapazität und entsprechende Anhängelast haben. Anhänger und Caravans sollten möglichst leicht und windschnittig gebaut sein. Der ADAC empfiehlt vorausschauendes Fahren auf Autobahnen eher mit  Tempo 80 als 100 km/h.

Vor dem Reiseantritt mögliche Haltepunkte für das Aufladen und deren Ladekapazitäten ermitteln.

Fazit: Die E-Mobilität entwickelt sich immer weiter und wird den Verbrenner in bestimmten Bereichen verdrängen. Allerdings wird es Bereiche geben, wo auch der Verbrenner oder gar andere Antriebsarten noch ihren Bestand und Berechtigung haben werden.

…und alles braucht seine Zeit, es wird kein von heute auf morgen geben…